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Die Narkose ist der kontrollierte Verlust über das Bewusstsein. Vielen wird allein schon bei dem Gedanken daran angst und bange. Doch keine Sorge: Gute Information und die richtige gedankliche Einstellung helfen, die Narkoseangst zu überwinden.
Eine Narkose ist immer dann nötig, wenn Ärzte Patienten schmerz- und stressfrei operieren oder untersuchen müssen. Etwa zwölf Millionen Narkosen (Anästhesien) finden in Deutschland pro Jahr statt. Generell wird bei der Narkose zwischen der Vollnarkose (Allgemeinanästhesie) und der örtlichen Betäubung (Regional- oder Lokalanästhesie) unterschieden:
Vollnarkose
Bei der Vollnarkose werden Bewusstsein sowie Schmerzempfinden ausgeschaltet. Der Patient fällt in einen schlafähnlichen Zustand. Notwendig ist die Allgemeinanästhesie beispielsweise bei langwierigen und komplexen Eingriffen oder Untersuchungen und bei Operationen im Kopf-Hals- oder im Brustbereich, um Reflexe wie Husten oder Schlucken zu dämpfen. Aber auch bei vielen anderen OPs oder Untersuchungen ist eine Vollnarkose das Mittel der Wahl. Das vermindert den Stress für den Patienten und ermöglicht dem Ärzteteam optimales Arbeiten.
Örtliche Betäubung
Bei der Lokalanästhesie wird das Schmerzempfinden in einzelnen Körperabschnitten ausgeschaltet. Der Patient bleibt bei vollem Bewusstsein. So können beispielsweise bei Zahnoperationen große Nervenstränge gezielt betäubt werden. Die Weiterleitung von Schmerzsignalen ans Gehirn wird unterbrochen, der Patient verspürt keine Beschwerden. Auch beim Entfernen von Leberflecken oder Muttermalen, Wundversorgung, Proben, um Gewebe zu entnehmen oder schönheitschirugischen Maßnahmen wird nur lokal die Region betäubt. Ob eine Vollnarkose oder eine lokale Betäubung angemessen ist, hängt von vielen Faktoren ab. Dazu zählen Vorerkrankungen des Patienten sowie die Art und Dauer des Eingriffs. Welche Art der Narkose am sinnvollsten ist, wird in einem Vorgespräch mit dem Facharzt für Anästhesiologie – auch Anästhesist oder Narkosearzt – festgestellt.
Das Vorgespräch
Gute Aufklärung hilft Ängste zu überwinden. Beim Vorgespräch verschafft sich der Anästhesist einen Überblick über die geplante Operation, klärt ab, ob Vorerkrankungen vorhanden sind und macht sich ein Bild über frühere operative Eingriffe und mögliche Unverträglichkeiten von Narkosemitteln. Dann bespricht der Narkosearzt mit dem Patienten das Anästhesieverfahren. Das Vorgespräch ist zudem für Patienten die ideale Gelegenheit, Fragen und Unsicherheiten aus dem Weg zu räumen.
Ablauf einer Vollnarkose
Vorbereitung
Die stationäre Aufnahme erfolgt in der Regel am Tag der OP. Da die Narkose auf nüchternen Magen durchgeführt wird, sollten Patienten sechs Stunden vor der Narkose nichts mehr essen und in den letzten zwei Stunden nichts mehr trinken. Damit wird das Risiko, dass der Mageninhalt in die Lunge kommt, minimiert. Das wird anhand einer Checkliste mehrfach überprüft. Dabei wird außerdem festgestellt, ob die Untersuchungsergebnisse und Unterlagen vollständig sind. Schon einige Stunden vor der Narkose erhalten Patienten beruhigende, schmerzlindernde Medikamente.
Einige Medikamente sollten ein bis vier Tage vor einer Vollnarkose abgesetzt werden. Dazu gehören z.B. manche Gerinnungshemmer wegen erhöhter Blutungsgefahr, manche Blutdruckmedikamente wegen der Gefahr einer Hypotonie. Fragen Sie beim Vorgespräch und in der Apotheke nach!
Außerdem sollte in den Tagen vor und nach der Narkose nicht geraucht werden. In Ihrer Apotheke erhalten Sie Nicotinersatzmittel in Form von Sprays, Lutschtabletten oder Pflastern.
Kurz vor der Narkose legt der Facharzt Geräte zur Überwachung von Herzschlag, Blutdruck und die Sauerstoffsättigung im Blut an. Die Beatmung während der Vollnarkose findet über einen Schlauch durch den Mund in die Luftröhre oder in den Rachen statt.
Während der Narkose
Bei der Vollnarkose wird das Narkosemittel über die Atemluft oder eine Injektion in die Vene verabreicht. Innerhalb von 30 – 60 Sekunden „schläft“ der Patient ein. Der Anästhesist überwacht neben den Körperwerten laufend die Tiefe der Narkose, damit Patienten nicht zwischendurch aufwachen. Dafür kann der Facharzt in einem speziellen Neuromonitoring-Verfahren die Hirnströme messen. Am Ende der Operation wird die Zufuhr der Medikamente eingestellt, sodass der Patient wieder aufwachen kann. Sobald die Eigenatmung einsetzt und Schutzreflexe vorhanden sind, entfernt der Mediziner den Atemwegsschlauch.
Nach der OP
Unmittelbar nach der OP gelangen die Patienten in den Aufwachraum, um einige Zeit überwacht zu werden. Damit das Aufwachen möglichst schmerzfrei stattfindet, werden während dieser Phase oft Schmerzmittel verabreicht.
Ablauf einer Lokalanästhesie
Bei der Lokal- und Regionalanästhesie verabreicht der Arzt dem Patienten das Narkosemittel an ausgewählte Stellen des Körpers. Die Wirkung setzt nach wenigen Minuten ein. Um dieses Verfahren für den Patienten so angenehm wie möglich zu gestalten, verabreichen Ärzte bei Bedarf kurzwirksame sedierende Medikamente. Wird das Narkosemittel abgesetzt, kommt das Gefühl zurück in die betäubten Stellen.
Nebenwirkungen und Risiken
Komplikationen in der Anästhesie so selten geworden, dass sie ungefährlicher als das Autofahren gilt. Manchmal kommt es nach dem Aufwachen aus einer Vollnarkose zu Übelkeit oder Erbrechen, Heiserkeit und Halsschmerzen oder einem Kältegefühl. Außerdem kann der Patient Schmerzen verspüren, sobald die betäubende Wirkung nachlässt. Mit guter Vorbereitung und der Einhaltung des Nüchternheitsgebots vor der OP können diese Folgen reduziert werden.
Auch wenn die Risiken einer Narkose gering sind – einige Personengruppen sind stärker gefährdet:
- Säuglinge und Kleinkinder: Je nach Alter des Kindes sind die Organe oft noch nicht so weit entwickelt und funktionieren anders. Kinder-Anästhesisten können den kleinen Patienten sicher durch die Narkose begleiten.
- Senioren und Hochbetagte: Ältere Menschen leiden nach einer OP oft unter Verwirrtheit, dem postoperativen Delir. Dabei handelt es sich meist um kurze Episoden. Gelegentlich sind Patienten längerfristig von Orientierungslosigkeit, Unruhe, Halluzinationen oder Angstzuständen betroffen. Ärzte versuchen deshalb, betagte Menschen – sofern möglich – unter einer Regionalanästhesie zu operieren.
Wie Sie die Angst vor Kontrollverlust in den Griff bekommen
Die Kontrolle abzugeben, ist nicht einfach: Narkoseangst unter Patienten ist völlig normal. Allerdings kann diese Befürchtung zu Stress-Symptomen wie Herzklopfen, Herzrasen, Übelkeit oder Schlafstörungen führen. Angst kann zudem Schmerzen verstärken und dazu beitragen, dass Patienten nicht alle wichtigen Informationen behalten oder verstehen. Es ist deshalb wichtig, etwaige Ängste im Vorgespräch mit dem Anästhesisten offen zu besprechen und am besten einen Angehörigen mitzunehmen.
Beruhigung finden kurz vor der OP
Wer am Abend vor der Operation im Krankenhaus ist, erhält meist ein Schlafmittel oder ein Beruhigungsmedikament. Eingesetzt werden angstlösende Medikamente oder das Schlafhormon Melatonin. Melatonin ist als Nahrungsergänzungsmittel in Form von Sprays, Weichgummis oder Kapseln ohne Rezept in Ihrer Apotheke erhältlich.
Zusätzlich kann jeder Einzelne einen Beitrag dafür leisten, nicht mit zitternden Knien in den OP-Saal zu gehen.
Wichtig ist es, bei einer Einnahme den behandelnden Facharzt und Anästhesisten zu informieren.
Mit Homöopathie gegen Unruhe
Viele homöopathische Komplexmittel wirken sowohl bei Schlafstörungen als auch bei nervöser Unruhe. Sie können bei akutem Bedarf alle ein bis zwei Stunden (je nach Präparat) eingenommen werden. Es gibt sie in Form von Tropfen, Tabletten und für Kinder auch als Globuli zum Einnehmen.
Martina Gersiek,